In Kulmbach gedenkt man heute der Opfer des Nationalsozialismus. Am 9. November 1938, in der Reichsprogromnacht, brannten jüdische Geschäfte und Synagogen. Das Pogrom steht für den Antisemitismus in Deutschland und den Wandel zu einer Entwicklung, die in der Ermordung der europäischen Juden mündete.
In Kulmbach wurde in diesen Tagen 1938 ein Schuljunge vom Direktor durchs ganze Schulhaus geführt und verspottet als ‚Judenbub‘, schreibt Historiker Wolfgang Schobert in der Bayerischen Rundschau. Drei jüdische Männer, Vorstände ihrer Gemeinden, wurden in Haft genommen – einfach so und eine Frau, die mit einem Juden liiert war, wurde öffentlich an den Pranger gestellt. Es soll 30 jüdische Familien in Kulmbach gegeben haben, 11 Mitglieder wurden ermordet.
Dem stillen Gedenken ab 17 Uhr am Holzmarkt in Kulmbach schließt sich Amnesty International Kulmbach an und will für jeden ermordeten Kulmbacher eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen.
Hintergrund:
Wohl kein anderes Datum in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts ist derart mit Emotionen verbunden wie der 9. November. Der Fall der Berliner Mauer 1989, die Reichspogromnacht 1938, der Hitlerputsch 1923, die Novemberrevolution 1918 und das Scheitern der Märzrevolution 1848: Der „Schicksalstag“ 9. November symbolisiert für viele die Hoffnungen der Deutschen, aber auch den Weg in die Verbrechen des „Dritten Reiches“.