Kriminalität

Ermittler landen Schlag gegen Pädophilen-Netzwerk

13. September 2024 , 15:12 Uhr

Polizisten und Staatsanwälte heben ein Kinderpornografie-Netzwerk im Darknet aus. Bei Durchsuchungen fällt ihnen abscheuliches Material in die Hände.

Sie richteten eine Plattform im Internet ein, auf der sich angeblich junge Musiktalente melden sollten. In Wahrheit verfolgten die Kriminellen ganz andere Ziele. Sieben Männer im Alter zwischen 41 und 53 Jahren aus mehreren Bundesländern sitzen wegen des Verdachts auf Verbreitung von Kinderpornografie in Untersuchungshaft. 

Bei einer Razzia in einer Wohnung in Thüringen – nach Informationen der «Bild»-Zeitung in Erfurt – wurde ein zwölf Jahre alter Junge aus einer Situation befreit, die den Verdacht auf Kindesmissbrauch zulasse, teilte die ermittelnde Generalstaatsanwaltschaft Bamberg mit, ohne auf Details einzugehen. Das Kind sei inzwischen wieder in der Obhut seiner Eltern. «Im Moment spricht sogar vieles dafür, dass nur durch das rechtzeitige Eingreifen der Ermittler ein weiterer Missbrauch unterbunden werden konnte», sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet (ZKI) bei der Generalstaatsanwaltschaft. 

Zweiter Schlag binnen Monaten

Es ist der zweite Schlag gegen einen der oft international agierenden Kinderpornografie-Ringe innerhalb weniger Monate. Im Frühjahr waren 19 Tatverdächtige in Deutschland und Frankreich festgenommen worden. Das Verfahren wurde bei der Polizeidirektion Hannover geführt – und war den Angaben zufolge auch Ausgangspunkt für die neuerlichen Festnahmen. «Die im Frühjahr erlangten Erkenntnisse und fortgeführte Ermittlungen der zu Jahresbeginn eingerichteten Sonderkommission „Dia“ brachten die Ermittlungsbehörden auf die Spur von weiteren Tatverdächtigen, die ihre pädokriminellen Neigungen gemeinsam ausgelebt haben sollen», heißt es in der Mitteilung der Ermittlungsbehörde. 

Über 50 Puppen gefunden

Die Generalstaatsanwaltschaft berichtet nun, Fotos und Videos, auf denen der Missbrauch von Kindern zu sehen sein soll, seien im Darknet nicht nur zugänglich gemacht, sondern auch aktiv geteilt worden. Die Polizei stellte bei Durchsuchungen in Wohnungen und an Arbeitsplätzen zudem teils abscheuliches Material sicher – neben Unmengen an Datenträgern auch mehr als 50 Kinderpuppen, darunter sieben Sexpuppen in Gestalt von Kindern. Deren Besitz ist verboten. 

«Die akribische Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler hat in weniger als einem halben Jahr zum zweiten Mal zu einem beeindruckenden Ermittlungserfolg geführt», sagte Gwendolin von der Osten, Präsidentin der Polizeidirektion Hannover. Die Auswertung der sichergestellten Dateien soll nun dazu beitragen, mögliche Opfer zu identifizieren, aber auch auf die Spur weiterer Tatverdächtiger führen. 

«Schon jetzt ist absehbar, dass mit der Aufdeckung der ebenso umfassenden wie langjährigen Netzwerk- und Bandenstrukturen, sowie der Abschaltung der von der Szene selbst als „Deutsches Pädophilen Forum“ bezeichneten Anbahnungsplattform ein schwerer Schlag gegen die Pädokriminalität gelungen ist», heißt es in der Mitteilung. 

Nicht nur im Netz aktiv

Insgesamt hat die Polizei 620 Asservate in Verwahrung. «Diese mutmaßliche Bande soll sich nicht nur im digitalen Raum vernetzt, sondern auch im echten Leben zu Aktivitäten getroffen haben, teils unter Annäherung an potenzielle minderjährige Opfer», teilte die Generalstaatsanwaltschaft weiter mit. 

Die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, wo eine Zentralstelle zur Bekämpfung von Kriminalität im Internet angesiedelt ist, hat beim Amtsgericht Bamberg Haftbefehle gegen sieben Beschuldigte aus Bayern, Schleswig-Holstein, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen erlassen. Drei der Männer sollen in Südhessen in einer WG zusammengewohnt haben. 

Ermittelt wird gegen sie wegen des Verdachts der bandenmäßigen Verbreitung kinderpornografischer Inhalte. Sie sollen auf Kinderpornografie-Plattformen im Darknet als Administratoren und Moderatoren aktiv gewesen sein. Mehrere Tatverdächtige sollen Teilgeständnisse abgelegt haben.

Quelle: dpa

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